Unerhört // CD

Im September 2016 kam das Debütalbum von Tobi Thiele heraus, womit er den Förderpreis der Liederbestenliste (https://liederbestenliste.de/artikel/foerderpreis.html)  im Folgejahr bekam. Hier ein kleiner Ausschnitt aus der Laudatio von Wolfgang Rumpf bei der Vergabe des Förderpreises am 23. September 2017 im Mainzer Unterhaus:
 
Tobias Thiele - Album "Unerhört"
 
"Die Jury des Förderpreises ist weit verstreut, Barbara Preusler sitzt in Basel in ihrem 
Kleinkunsttheater, Michael Lohse beim WDR in der Mitte in Köln und ich beim Radio Bremen.
Uns trennen 400, bzw. 800 Kilometer, und trotzdem waren wir uns in zwei 
Telefonkonferenzen schnell einig: Denn wir fanden einen ausgesprochen talentierten und 
vielstimmigen Berliner Liedermacher: Tobias Thiele und sein Album „Unerhört“. 
 
Schon im Titelsong zeigt sich die Doppelbödigkeit seiner Texte, denn "unerhört" meint hier 
nicht nur "skandalös" oder "unverschämt", sondern "vergessen": „ All die ungesungenen Lieder 
bleiben unerhört … all die totgesagten Dichter bleiben unerhört …“ Auch in den anderen 
Liedern zeigt sich Tobias Thiele als aufmerksamer Beobachter seiner Zeit, der eine originelle 
Sprache gefunden hat [...]. Er thematisiert Umweltschutz, Medien, Prostitution, Heimatlosigkeit und auch ein Liebeslied („Viele Meilen“) darf dabei sein. Im Song „Heimat“ reflflektiert er seinen eigenen Grenzgang zwischen deutscher Liedermachertradition und seiner Hinwendung zur Musik Südamerikas, der auch zwei Songs gewidmet sind. [...]
 
Auch der Sound des Albums kommt erfrischend rüber: Mal begleitet der Musikwissenschaftler, der nebenbei Kindern in einem Berliner Jugendzentrum das Gitarre spielen beibringt, seine warme Stimme nur mit feinsinniger akustischer Gitarre, dann greift er virtuos und spielerisch ins Computer- und Elektroniklabor und geht mit rhythmisch vertrackten Drums- und Hip-Hop-Zitaten in Richtung Deutsch-Pop. „Sofort, sofort“ erinnert an Peter Fox´ charmanten wie cleveren Hit „Haus am See“ und hat Ohrwurmqualitäten. [...]
 
Vieles, schreibt er, gehe im Alltag unter, bleibe eben „unerhört“: Ich höre eine gewisse 
Machtlosigkeit aus dem Text "Unerhört" von Tobias Thiele, doch auch den Aufruf, Dinge verändern zu 
wollen. Tun wir doch endlich was! Es stinkt bereits zum Himmel.
Also, machen wir die Ohren auf, packen wir´s künstlerisch an, wie Tobias Thiele es vormacht! 
Dafür gibt es den Förderpreis! Bühne frei und einen tosenden Applaus für Tobias Thiele aus 
Berlin."
 
(Wolfgang Rumpf; 23.09.2017; Mainz/ Unterhaus)